Römhild. Eigentlich hätte sich in diesem August die Keramikwelt in Römhild getroffen, hätte vier Wochen lang neue Kunst geschaffen, sich ausgetauscht, gelernt, vernetzt , wäre an Erfahrungen gewachsen. Stattdessen blieben das Atelier und die Brennöfen leer – wieder einmal zerstörte die Pandemie Pläne. Verzagen wollte man deshalb beim Förderverein „Internationales Keramiksymposium Römhild e.V.“ allerdings nicht. Eine neue Lösung wurde gefunden: Die Organisatoren einigten sich im vergangenen Jahr darauf, das internationale Event um ein Jahr zu verschieben also auf den August 2022. Analog dazu wurde laut Rotraut Peter, zweite Vorsitzende des Fördervereins, die Bewerbungsfrist um ein Jahr verlängert.
Aufkeimende Hoffnung
„Im vergangenen Jahr hatten sich wenige Künstler beworben, weil ja niemand wusste, ob Reisen wieder möglich wird“, sagte sie. In diesem Jahr scheint die Hoffnung auf Normalität wieder angestiegen zu sein: 68 Bewerbungen erreichten die Römhilder. Diese 68 Bewerbungen galt es zu sichten und auszuwerten, um am Ende acht Teilnehmer auszuwählen. Dazu traf sich die Jury in der Herzog-Bernhard-Schule in Römhild – ein Teil in Präsenz, ein Teil wurde aus aller Welt digital zugeschaltet.
Die Jury setzte sich zusammen aus Kerstin Schneider, Leiterin des städtischen Museums Schloss Glücksburg in Römhild, Gernot Fritzsche, selbstständiger Keramiker aus Suhl, Johannes Nagel, freischaffender Künstler aus Halle, Ruth Heftrig – sie ist gleichzeitig die beauftragte Kuratorin für das zwölfte Symposium. Außerdem bei den Juroren dabei waren Marc Leuthold, Professor an der State University of New York, Sehmih Kaplan, freischaffender Künstler aus dem türkischen Eskisehir, Renate Luckner-Bien, freiberufliche Publizistin und Kuratorin aus Halle und Bernd Pfannekuche, Geschäftsleitung Verlag „ Neue Keramik „ aus Höhr-Grenzhausen.
68 Bewerber
Die Keramikkunstspezialisten schauten sich alle 68 Bewerbungen gemeinsam an und fokussierten sich vordergründig auf das künstlerische Werk, das in den Unterlagen präsentiert wurde. Und das Werk war so vielfältig wie die Herkunft der Künstler, ihre Arbeitstechniken, ihre Ideen, reichte von filigranen Kunstwerken bis hinzu großen Outdoor-Installationen. Die Juroren schauten sich Objekte aus Keramikkugel an, Kunst im Wasser gefüllten Kunststoffbeutel, keramische Flechtarbeiten, farbenfrohe Objekte, einfarbige Keramiken, Skulpturen, Gebrauchskeramik, Materialmixturen, Mosaike, Bilder, an Fossilien erinnernde Gebilde. Die Arbeiten wurden aus vielen Teilen der Welt eingereicht: Deutschland, Jordanien, China, Japan, Polen, Österreich, SüdkoreaSpanien, Schweiz.
Nachdem sich die Juroren eine Tag lang der Qual der Wahl stellten, entschieden sie sich am Ende des Tages für vier Künstlerinnen und vier Künstler und nominierten diese für das zwölfte Symposium, das vom 31. Juli 2022 bis zum 28. August 2022 in der Gleichbergstadt stattfinden wird. Die Wahl fiel auf Stephanie Ross aus Deutschland, Dora Varkonyi aus Ungarn, Alberto Bustos aus Spanien, Michaela Biet aus Deutschland, Yurity Musatov aus der Ukraine, Ping Qiu aus China, Lim Sunbin aus Südkorea und Song Zhifeng aus China.
Zusatzkandidaten
Zusätzlich wurden Nachrückekandidaten nominiert, falls jemand ausfallen sollte: Hermann Grüneberg aus Deutschland, Ivan Kanchev aus Bulgarien, Jan Herzog aus Deutschland, Elke Sada aus Deutschland und Yuan Yuan aus China.
Diese Künstler werden in den nächsten Tagen über den Entscheid der Jury zur Teilnahme informiert.
Als Schirmherr für das Internationale Keramiksymposium fungiert 2022 der Hildburghäuser Landrat Thomas Müller. Technischer Leiter wird Herr Joachim Lambrecht, ehemaliger Teilnehmer am Symposium 2018, sein. Thema für das künstlerische Schaffen der internationalen Keramiker in Römhild im nächsten Jahr ist „Die Kraft der Kunst“.
Der Geist des Ortes durchstreift Römhild
Freies Wort 29.10.2021
In Kürze wird in Römhild ein weiteres Kunstwerk in der Öffentlichkeit zu sehen sein, das von einer Teilnehmerin des Internationalen Keramik-Symposiums 2015 erschaffen wurde. Kurt Lautensack
Römhild. Das Kunstwerk ist eine Großkeramik der Künstlerin Sylvia Nagy – es bekommt seinen Platz auf dem Gelände der Herzog Bernhard-Regelschule im Bereich der Weggabelung „An der Spring/Steinweg“. Sylvia Nagy aus den USA gehörte zu den acht Teilnehmern des X. Internationalen Keramiksymposiums 2015 in Römhild, erklärte Marion Martin Vorstandsmitglied des Fördervereins „Internationales Keramiksymposium Römhild e. V.“ Das Motto des damaligen Symposiums lautete „Genius Loci, der Geist des Ortes“. Mit dem Motto sollte Bezug genommen werden auf die lange Tradition, auf die der Workshop in Römhild zurückblicken konnte. Bereits mit der Gründung des Fördervereins im Jahre 2007 hatte sich der Initiativkreis die anspruchsvolle Aufgabe zum Ziel gesetzt, diese Tradition der Symposien wieder aufleben zu lassen. Denn bereits von 1975 bis 1993 hatte sich in Römhild das Internationale Keramiksymposium etabliert, das bis 1990 zu den bedeutendsten Keramiksymposien im östlichen Europa gehörte und längst ein „Markenname“ war. Das sollte 15 Jahre später – im Jahr 2008 – seine Fortsetzung finden. Das damalige Motto lautete „Wie Phönix aus der Asche“, was durchaus dem entsprach, was sich seitdem in Römhild entwickelt hatte und in alle Erdteile ausstrahlte, betrachtet man die internationale Teilnehmerschaft. Inzwischen laufen die Vorbereitungen für das XII. Keramiksymposium 2022, zu dem bereits der Bewerbungszeitraum im September 2021 geendet hatte.
Teilgenommen hatte 2008 auch der Keramiker Peter Weber aus Kühndorf, der zum Thema „Hydrothermales Brennen“, einer uralten keltischen Brenntechnik, einen keltischen Brennofen aus Ton nachgebaut hatte. Er ist zuständig für die Aufstellung der Großkeramik der US-Künstlerin. Denn die bisher bei den Symposien hergestellten Kunstwerke versuche der Förderverein natürlich auch auszustellen, erklärte Marion Martin, die im Vorstand für Ausstellungen verantwortlich ist. Dabei verwies sie auf die gegenwärtig stattfindende Schaufenster-Aktion in Römhild, bei der verschiedene Ausstellungsstücke präsentiert werden.
Weitere Kunstwerke sind im Museum der Glücksburg sowie im Rüstsaal des Schlosses zu sehen. Verständlich, dass die Symposiums-Teilnehmer irgendwann und irgendwo auch ihre Werke sehen möchten. Doch dafür immer die geeigneten Standorte zu finden, so Martin, sei gar nicht so einfach. Denn ein solches Kunstwerk soll einerseits der Öffentlichkeit zugänglich sei, andererseits natürlich auch eine gewisse Sicherheit garantieren, was den Standort betreffe.
So stand auch das Problem bei der Suche nach einem geeigneten Platz für die Großskulptur der Künstlerin Sylvia Nagy. Gebrannt worden sei sie nach der Künstlervorlage und den dazu von Nagy genau beschrieben Angaben 2018 vom Keramiker Armin Rieger, der inzwischen leider verstorben sei. Die Installation am genannten Standort an der Regelschule ermögliche Schulleiter Ralf Schellenberger, selbst Mitglied im Förderverein, während Keramiker Peter Weber gemeinsam mit Handwerker-Fachmann und Vereinsmitglied Rolf Müller aus Römhild die Aufstellung übernommen hat. Die für die Aufstellung der Großkeramik erforderliche Betonfläche von drei mal vier Metern wurde vom Landschaftsbau Stephan Schüler gegossen. Der städtische Bauhof transportierte die Teile zur Schule. Und natürlich sind beim Aufstellen der Skulptur auch helfende Hände gerne gesehen.
Eine solche Skulptur mit einer Höhe von etwa zweieinhalb Metern sei nicht in wenigen Stunden erledigt, erklären die beiden Fachmänner, weil es dabei eine Menge zu beachten gebe. Die Einzelteile bestehen aus Grau- und Schwarzton, wobei die größeren Teile mit einer Stahlbewehrung versehen sind. Die Einzelteile müssen zunächst vor Ort einander angepasst werden, um nach weiteren nötigen Vorbereitungen in der Werkstatt oder vor Ort verklebt zu werden. Der in den Teilen vorhandene Hohlraum wird zur weiteren Stabilität vorher ausgeschäumt. Außerdem müsse der Standort trocken sein, um eine gute Bodenhaftung beim Kleben der beiden Säulen zu erreichen. Nicht unwesentlich ist beim Zusammenfügen und Aufstellen vor allem das mächtige Gewicht der Keramikteile. Wenn die gesamte Skulptur steht, soll das Kunstwerk schließlich ein ansprechendes Bild abgeben. Verantwortlich für die Aufstellung zeichnet der Förderverein.
Zur Künstlerin
Sylvia Nagy, USA, wurde in Budapest (Ungarn) geboren. Sie studierte ab 1976 an der Technical School of Ceramics in Budapest, ab 1979 Keramik und industrielles Design an der Moholy-Nagy-University of Art and Design in Budapest und von 1989-1990 Keramikdesign an der Parsons School of Design, New York(USA). Sylvia Nagy ist Mitglied in der International Academy of Ceramic Art(IAC). Seit 1984 wurden ihre Arbeiten in zahlreichen Ländern gezeigt. Sie erhielt viele Preise, darunter den Spezialpreis des Internationalen Studios Kecskemet zur Nationalen Keramikbiennale 1988 in Ungarn und mehrere Preise der BWAC Gallery New York (2011,2013 und 2014). Die Künstlerin lebt und arbeitet in New York.
Freies Wort 23.08.21